Glorious Purpose

Loki ist eine smarte, unterhaltsame Serie, die zum Nachdenken anregt — und damit genau mein Ding.

Nils Nebelmeerwanderer
2 min readJul 10, 2021
Loki of Asgard, God of Mischief (Credit to: ApexForm)

Nachdem er in „Avengers: Endgame“ den Tesserakt gestohlen hat, muss sich Loki vor der Time Variance Authority (TVA) verantworten, einer kafkaesken, bürokratischen Organisation, die außerhalb von Raum und Zeit existiert.

„I am Loki, of Asgard, and I am burdened with glorious purpose.“

Davon abgesehen, dass der großartige Tom Hiddleston an sich seiner Rolle einfach einen unwiderstehlichen Charme und Witz verleiht, ist Loki ein Charakter, der seinesgleichen sucht. Er ist nicht schwarz/weiß, sondern bewegt sich auf dem breiten Spektrum von Gut und Böse stetig hin und her — findet sich jedoch in der Regel in Situationen wieder, die durch seinen Hang zu Unfug, Lügengeschichten und Chaos oft in einem Scherbenhaufen enden.

„No one bad is ever truly bad. And no one good is ever truly good“

So beschreibt er es bei allem Unsinn in seinem Leben treffend selbst.

Dieses Hin und Her zeigt nicht nur, wie vielschichtig der Mensch ist, sondern auch, wie sehr er sich immer wieder im Kreis drehen kann — gefangen in den eigenen Verhaltensmustern. Die Serie beschäftigt sich insgesamt viel mit dem Thema Determinismus vs. Willensfreiheit, was eine der wichtigsten philosophischen Fragen ist. Schlaue Köpfe wie Einstein, Laplace, Hobbes oder Schopenhauer haben hier tolle Texte zu verfasst. Viele kennen mittlerweile das Gedankenmodell „Schrödingers Katze“ aus zahlreichen popkulturellen Platzierungen. „Loki“ behandelt diese Themen nahbarer. Es geht um persönliche Schleifen, aus denen man auszubrechen versucht. Es geht um die Frage, ob ein Mensch sich wirklich ändern kann.

Aber es geht auch um die großen Zusammenhänge von Raum und Zeit selbst; um Fragen des Ursprungs der Dinge und Fragen dazu, wie und wann sie enden. Es wird gezeigt, was es bedeuten könnte, wenn parallel zu unserem Universum noch unendlich viele weitere Universen existierten, Varianten unserer eigenen Realität mit Varianten von uns selbst. Und sogar noch weiter gedacht: Was wäre, wenn nicht nur verschiedene Raumdimensionen, sondern auch verschiedene Zeitdimensionen gleichzeitig existieren würden? Und man sich mittels Technologie zwischen ihnen bewegen könnte?

Raumzeit, Paralleluniversen und Quantenphysik sind nur einige der Wissenschafts- und Philosophiethemen, die diese Serie anschneidet. Hinzu kommen Themen wie nordische Mythologie, Liebe und Freundschaft, oder auch Faschismus.

Gepaart mit exzellenten Dialogen, epischen Bildern und einem großartigen Soundtrack präsentiert sich hier eine Serie, die beste Unterhaltung und Inspiration zur Vertiefung bietet.

„Loki“ läuft auf Disney+ und wird in der ersten Staffel sechs Episoden zwischen 30 und 40 Minuten Länge beinhalten. Das große Finale gibt’s kommenden Mittwoch und ich bin sehr gespannt!

Hier geht’s zur Serie!

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